HOG Bakowa „Rückblick auf das Lebenswerk
unseres Landsmannes Dipl.Ing. Adolf Horak“
„Wer gern baut, der lebt lang“
Dieses alte Sprichwort trifft auf unseren Jubilar
offensichtlich zu, denn er feiert in diesem Dezember seinen 80. Geburtstag. Die
Leidenschaft für das Bauen wurde ihm wahrscheinlich von seinem Großvater,
Wenzel Szep, dem Bakowarer Baumeister, in die Wiege gelegt.
Obwohl er, wie viele Kinder seiner Generation, ohne Vater
aufwachsen musste, hat er es geschafft, mit nur 22 Jahren die Baufakultät der
Politechnischen Hochschule in Temeswar zu beenden.
Als frischgebackener Ingenieur wurde Adi, wie ihn seine
Freunde nennen, weit weg vom Banat zur Baustelle des Wasserkraftwerkes am
Argesch geschickt. Mit jugendlicher
Begeisterung , mit noch mehr theoretischem Wissen, aber mit sehr wenig
Erfahrung musste der junge Ingenieur mit der unwirtlichen Natur, mit den
überaus komplizierten technischen Herausforderungen und mit den Bauarbeitern
aus allen Teilen des Landes fertig werden. Inzwischen war seine Frau auch in
die Südkarpaten zu ihrem Adi gezogen und unterrichtete im dortigen Gymnasium
die Töchter und Söhne der Bauarbeiter.
Nach vier Jahren war der 156 m hohe Staudamm über den Argesch,
als erster Rundbogenstaudamm in Rumänien, fertigstellt und, auf den nun
erfahrenen Bauingenieur wartete eine neue, noch anspruchsvollere
Herausforderung: das Eiserne Tor. Über die hier fast ein Kilometer breite Donau
sollte zusammen mit dem damaligen Jugoslavien eine Brücke, eine Schleuse und
ein Kraftwerk gebaut werden, ein „joint venture“ der sozialistischen Art. Hier
arbeitete Adolf ebenfalls vier Jahre als Bauleiter bis zur Inbetriebnahme
dieses gigantischen Projektes „Eisernes Tor“.
Nach diesen überaus interessanten und prägenden Jahren sagte
sich Adolf schweren Herzens von den Großbaustellen los und zog mit Frau und mit
dem inzwischen geborenen Sohn zurück ins Banat, nach Temeswar. Hier wechselte
Adolf, Dank seiner soliden Ausbildung, vom Tiefbau zum Hochbau und trug durch
seine Arbeit zur Veränderung des Stadtbildes bei. Unter seiner Bauleitung
entstanden in den 70-er Jahren das Hotel Continental, das Modehaus, ein
Großkaufhaus und viele Wohnbauten in verschiedenen Stadtvierteln Temeswars.
Im Jahre 1976 erschien im Lesebuch für die 8. Klasse der
deutschen Schulen eine Reportage über das Wirken des jungen Ingenieurs Horak,
in der am Ende der Aufzählung seiner Baustellen der Satz stand: „Und das ist
bestimmt nicht die letzte (Baustelle)“. Und so war es auch.
Nach der Übersiedlung Anfang der 80-er Jahre in die
Bundesrepublik setzte Adolf Horak sein Wirken fast nahtlos fort. Er hatte das
große Glück in einer soliden mittelständischen Baufirma eingestellt zu werden,
wo er auch bis zu seiner Rente als viel geschätzter und gefragter Bauleiter
tätig war. Nach einer Woche Einarbeitungszeit musste Adi schon allein die
Großbaustelle im Frankfurter Raum betreuen, musste sich mit den für ihn ganz
neuen Arbeitsnormen und Gesetzen zurechtfinden und die neue Art des
Miteinanders und des Leitens der Baustelle erlernen. Da war ihm seine
geduldige, freundliche und menschliche Art bestimmt sehr hilfreich. Auch hier
hat er gebaut, auch hier hat er zur Veränderung des Stadtbildes beigetragen:
Hotels in Frankfurt, Industriegebäude, Wohnanlagen, Finanzamtsgebäude in
Aschaffenburg und Umgebung. Sein Enkel hat unlängst, bei einem Bummel durch
Aschaffenburg ganz stolz gesagt: „Schau mal, das hat mein Opa gebaut!“ Diese
Begeisterung macht natürlich nicht nur den Enkel stolz. Eine solche Anerkennung
tut auch dem Opa gut.
Die Rentenzeit ist für Adi natürlich keine Ruhezeit. Er hilf
seinem Sohn bei der Renovierung eines alten Bauernhauses, unternimmt viel mit
seinen Enkelkindern, genießt die Freizeit mit seiner Frau auf Reisen und pflegt
sein Hobby, das er in seiner Bakowarer Kindheit begonnen hat, Weinreben und
Obstbäume kultivieren. Sooft man zu Adi Horak kommt, wird man mit einem guten
Wein bedient, genau so wie in seiner Heimatgemeinde Bakowa.
Das Erreichen des 80-ger Meilensteins hatte sich Adi anderst
vorgestellt. Dieses Jubiläum wollte er mit Familie und Freunden gebührend
feiern. Doch in Zeiten der Pandemie heißt es Besonnenheit walten lassen und so
bleibt ihm die Hoffnung auf eine 160-ger Feier zusammen mit seiner Frau im nächsten
Sommer.
Im Namen der Heimatortsgemeinschaft Bakowa und im Namen
meiner Familie wünsche ich unsrem Landsmann Adi Horak noch viele sonnige und
gesunde Jahre, möge er seine Lebensfreude mit seinen Enkeln, Sohn,
Schwiegertochter und Ehefrau noch lange genießen können.
Ernst Bayerle